
Plötzlich geöffnete Autotür im Straßenverkehr – sogenanntes Dooring ist eine typische Gefahrensituation für vorbeifahrende Radfahrende. © ADFC
Dooring: Türwarnsysteme sollen Pflicht werden / ADFC fordert sichere Radwege
Laut Medienberichten sollen Autohersteller zu Türwarnsystemen zum Schutz von Radfahrenden verpflichtet werden. Der ADFC betont, dass bessere Radwege entscheidend sind.
Die Bundesregierung plant laut Medienberichten, Türwarnsysteme in Kraftfahrzeugen verpflichtend vorzuschreiben, um Dooring-Unfälle zu verhindern. Der ADFC begrüßt den Vorstoß, betont aber: Entscheidender Hebel für die Sicherheit sind sichere Radwege.
ADFC-Bundesgeschäftsführerin Dr. Caroline Lodemann sagt: „Es ist höchste Zeit, dass die Bundesregierung die Sicherheit von Radfahrenden verbessern will. Denn tödliche Fahrradunfälle haben in den letzten zehn Jahren zugenommen – vor allem durch schlechte Aufteilung und Gestaltung von Straßen. Moderne Fahrzeugtechnik kann helfen, menschliches Fehlverhalten im Straßenverkehr zu kompensieren. Beim Thema Dooring muss man aber genauer hinschauen: Wenn eine Person auf dem Rad durch eine unvorsichtig geöffnete Autotür stürzt, fehlt dort ein sicherer Radweg. Hier muss das Augenmerk sein: Gute Radwege müssen mit ausreichend Sicherheitsabstand zu parkenden Autos angelegt werden. Diese sogenannte ‚Dooring-Zone‘ stellt sicher, dass man auf dem Rad gar nicht erst durch die gefährliche Türzone fahren muss.“
Dooring in Großstädten unter Hauptunfallursachen
Jedes Jahr sterben über 400 Radfahrerinnen und Radfahrer im Straßenverkehr, über 90.000 werden teils schwer verletzt. Hauptunfallgegner ist das Auto. Schwerpunkt des Unfallgeschehens sind Kollisionen an schlecht gestalteten Kreuzungen und Einmündungen. Dooring-Unfälle werden in der bundesweiten Unfallstatistik nicht gesondert erfasst. Aufschluss geben aber regionale Statistiken: In Berlin steht das „verkehrswidrige Verhalten beim Ein- und Aussteigen“ mit 435 Unfällen an dritter Stelle unter den Hauptunfallursachen gegenüber Radfahrenden. Köln zählte 2024 insgesamt 120 Dooring-Unfälle. Die Unfallforschung der Versicherer fand heraus, dass fast jeder fünfte Fahrradunfall im Zusammenhang mit parkenden Autos steht. Dooring ist ein relevantes Sicherheitsproblem, das Infrastruktur, Verhalten und Technik gemeinsam adressieren müssen.
Sichere Radwege, Dutch Reach, Fahrzeugtechnik
Der ADFC weist seit Langem auf Gefahren durch veraltete und unsichere Radinfrastruktur hin. Lodemann: „Sicheren Radverkehr gibt es nur auf guten Radwegen – doch der Ausbau der Radwegenetze kommt viel zu langsam voran.“ Kürzungen in den Etats für den Radwegebau verschärfen das Defizit. Zur Verhinderung von Dooring-Unfällen kann außerdem der „Dutch Reach“ helfen. In den Niederlanden ist es gelebte Praxis, die Autotür mit der von der Tür abgewandten Hand zu öffnen. Dabei dreht der Oberkörper automatisch nach hinten zum Schulterblick und erleichtert das sichere Türöffnen. Fahrassistenzsysteme sind ein weiterer wichtiger Baustein zur Vermeidung von Dooring-Unfällen, so der ADFC.
Rolle der Fahrzeugtechnik
Die jetzt diskutierte verpflichtende Ausstattung von Kraftfahrzeugen mit Türwarnern und einem automatischem Notstoppsystem hält der ADFC in Ergänzung zu besseren Radwegen für sinnvoll. Diese Systeme erkennen herannahende Radfahrende, warnen akustisch und können im Ernstfall die Tür kurzzeitig blockieren. Lodemann: „Wichtig ist, dass diese Systeme sowohl auf Fahrer- als auch auf Beifahrerseite eingesetzt werden. Denn Radwege verlaufen oft rechts von Kfz-Parkplätzen. Oft fehlen Radwege aber auch – und der Radverkehr wird links an parkenden Autos vorbeigeführt. Die Bundesregierung sollte Türwarnsysteme vorschreiben und gleichzeitig den Ausbau sicherer Radwege deutlich beschleunigen.“
Hinweise an Redaktionen: Themenfotos zu dieser Pressemitteilung finden Sie in der blauen Medienbox. Die erwähnte UDV-Studie zur Gefahr durch parkende Autos gibt es auf den Seiten der Unfallforschung der Versicherer.
Über den ADFC
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit über 240.000 Mitgliedern die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik und Tourismus. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs.

